In der heutigen Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) finden sich drei Buchtipps zum Internetzeitalter. Alle drei Bücher widmen sich den Versprechen, Hoffnungen und Gefahren, welche das Internet mit sich bringt. Nur schon das Bild im Artikel ist ansprechend: Die Visuallisierung des Quellcodes der Yahoo-Webseite mit der Frage verbunden: Ist die Freiheit in der elektronischen Wolke grenzenlos?
Bildquelle:
NZZ vom 28.12.2010 (S. 41), Christian Rekoff / Science Photo Library / Keystone
Justus Wenzel stellt im Artikel dann die folgenden drei Bücher vor:
- Nicholas Carr: Wer bin ich, wenn ich online bin, und was macht mein Gehirn sol lange? Wie das Internet unser Denken verändert. München: Verlag Carl Blessing.
- Viktor Mayer-Schönberger: Delet. Die Tugend des Vergesssens in digitalen Zeiten. Berlin: Berlin University Press.
- Jaron Lanier: Gadget. Warum die Zukunft uns noch braucht. Berlin: Suhrkamp-Verlag.
Bei der ersten Buchbeschreibung von Wenzel interessant fand ich den Gedanken, dass das menschliche Gehirn ja nicht linear arbeitet, sondern vernetzt und assoziativ und deshalb das computergestützte Lesen mithilfe von Hyperlinks das Lesen erleichtern und das „Leseerlebnis“ bereichern würde. Carr argumentiert, dass Letzteres wohl der Fall sein werde, Ersteres jedoch “ wie Untersuchungen zeigen “ nicht. Denn Probanden, die eine Geschichte in herkömmlichem „linearen“ Textformat lesen, sind nicht nur schneller, sondern sie begreifen auch das, was sie gelesen haben markant besser. Interessant wäre hier zu wissen, ob dies auch für das lineare Lesen am Computer gilt? Viele Fachtexte lese ich mittlerweile am Bildschirm und frage mich manchmal ebenfalls, ob ich sie genau so gut verstehe wie wenn sie ausgedruckt vor mir liegen?
Beim zweiten Buch erinnert der Autor (Mayer-Schönberger) angesichts der Gefahren der automatisierten Datenspeicherung an die „Tugend des Vergessens“. Es geht es darum, dass das Erinnern resp. das Speichern unaufwendiger und billiger geworden ist in Zeiten des Internets als das Vergessen. Er schlägt vor, dass alle Informationen, die in das digitale Gehirn aufgenommen werden, mit einem Verfalldatum versehen sind resp. sein müssen. Spannder Gedanke 😉 Ob sie sich dann irgendwann in elektronischen Staub auflösen?
Im dritten Buch schreibt Jaron Lanier ein Essay über den Zustand der real existierenden „virteullen“ Welt. Hier scheint mir der Gedanke anregend, dass die Idee des frei vernetzten, kreativen Individuums and die neuen, tendenziell totalitären Kollektive und „Schwärme“ verraten werde. Gemeint sind wahrscheinlich „Schwärme“ wie Facebook und Co. und tatsächlich ist dies ein nachdenklich stimmender Gedanke: Sind die sozialen, digitalen Netzwerke in der Tendenz totaliär ausgerichtet und lassen sie den einzelnen Mitgliedern Freiheit und Kreativität?
Der ganz Artikel von Uwe Justus Wenzel kann hier gelesen werden. Die obigen Ausschnitte stammen aus diesem Artikel.