Lehrpreise an Hochschulen: Ein Beitrag zur institutionellen Lehrentwicklung?

Genau 10 Jahre ist es her, dass an der Universität Zürich eine Tagung zu „Lehrpreisen an Hochschulen“ stattgefunden hat im Zusammenhang mit dem Buch „Ausgezeichnete Lehre“. Ich berichtete hier. Nun fand am 29.11.2018 wiederum eine Tagung – gemeinsam organisiert von der Universität Zürich und der Pädagogischen Hochschule Zürich – zum Thema „Lehrpreise an Hochschulen: Ein Beitrag zur institutionellen Lehrentwicklung?“ statt. Soviel vorweggenommen: Zuerst dachte ich, dass sich die Fragestellungen nicht wirklich geändert hätten. Doch danach stellte ich fest, dass tatsächlich der Aspekt der institutionellen Lehrentwicklung, welcher durch die Einführung der Lehrpreise, einen Schub erhalten hatte, neu ist. Zu Beginn der Einführung der Lehrpreise waren vor allem die Personen im Fokus. Gute Lehre sollte belohnt/honoriert/ werden! Mittlerweile wird überlegt, ob durch das „Ereignis“ Lehrpreis sich nicht auch Strukturen ändern können? Strukturelle Voraussetzungen können manchmal nicht hinreichend etwas erklären. Aber ein Ereignis kann nachher nachhaltig Einfluss auf Strukturen haben. So thematisiert in der Einführung von Balthasar Eugster.

Uwe Wilkesmann vom Zentrum für Hochschulbildung der TU Dortmund sprach in seiner Keynote zu folgendem Thema: „Die Wahrnehmung von Lehrpreisen zwischen Anreizen und symbolischem Kapital. Theoretische Überlegungen und ein paar empirische Evidenzen“ und fragt, ob der Status der Lehre durch den Lehrpreis gefördert werden kann resp. ob durch den Lehrpreis die Wahrnehmung der Wichtigkeit der Lehrmethodik verändert wird. Eher ernüchternd zeigen die Ergebnisse der grossangelegten Studie, dass der Erhalt des Lehrpreises die Wahrnehmung der
Wichtigkeit der Lehrmethodik nicht verändert und die Lehrmotivation weitgehend intrinsisch/ identifiziert motiviert bleibt. Aber: das schlechte Gewissen hat zugenommen, wenn die Lehre vernachlässigt wird. 

Interessant fand ich auch die Ausführungen von Christine Böckelmann der Hochschule Luzern, welche sich fragte, wie es gelingen kann, dass „singuläre“ Lehrpreise zu einem Element der Hochschulentwicklung werden. Anders als an Universitäten hat an Pädagogischen Hochschulen und Fachhochschulen die Lehre einen anderen Status. Sie ist das Hauptgeschäft vieler Dozierenden und Forschung das Nebengeschäft, weswegen also auch die Wirkungen von Lehrpreisen anders sein können. Christine Böckelmann plädiert stark dafür, dass der Lehrpreis zu einem Element der Lehrentwicklung wird und nicht umgekehrt. Er muss – ihrer Ansicht nach – in der Strategie verankert sein.

Am Nachmittag zeigte Bettina Jorzik vom Stifterverband den Weg auf, welcher in Deutschland mit dem Lehrpreis gegangen wurde. Aktuell gibt es in Deutschland mehr als 100 personenbezogene Lehrpreise, aber nur einen institutionellen, den Genius-Loci Preis für Lehrexzellez. Dieser Preis wurde 2017 erstmals vergeben an je eine Universität und Fachhochschule. Hierbei musste eine zentrale Leitidee in die Gesamtstrategie eingebettet sein und systematische und verbindliche Umsetzungen in den folgenden Handlungsfeldern verfolgen: (1) Curriculumsentwicklung, (2) Lehrinnovationen, (3) Auswahl und Qualifizierung der Lehrenden, (4) Auswahl, Beratung und Betreuung der Studierenden, (5) Qualitätssicherung und -entwicklung, (6) Kooperationen mit ausserhochschulischen Partnern und (7) Ressourcenplanung. Der Stifterverband hat einen Leitfaden für hochschulinterne strategische Reflexionsprozesse sowie für die Erarbeitung von Lehrstrategien entwickelt. Hier findet sich die Lehrstrategie derjenigen Universität, welche den Preis gewonnen hat.

 

 

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