Wochenartikel 06 | Schüler/-innen als Experten für Unterricht

Kämpfe, N. (2009). Schülerinnen und Schüler als Experten für Unterricht. Die Deutsche Schule 101 (2), 149-163.

Schülerinnen und Schüler sind laut Kämpfe (2009) ganz eigene Experten für Unterricht, da sie im Laufe der Jahre vielfältige Erfahrungen mit Unterricht in verschiedenen Fächern und bei unterschiedlichen Lehrkräften sammeln. Deshalb ist es naheliegend, auch die Meinung der Schüler/-innen zur Unterrichtsqualität abzufragen. Die Schülerperspektive wird jedoch von Lehrpersonen oftmals in Frage gestellt. Dies obwohl die Gültigkeit der Schülerperspektive hinsichtlich der Beurteilung von Unterricht empirisch bestätigt werden konnte (vgl. Claussen, 2002; Ditton, 2002). Auch Gruehn (2000) stellt in ihrer Dissertation fest, dass gemittelte Klassenurteile sehr zuverlässige Indikatoren der Unterrichtsqualität sind und sich hinsichtlich ihrer Validität durchaus mit objektiven Beobachtungsdaten vergleichen lassen.

Im Artikel beschreibt Kämpfe das Evaluationsinstrument SEfU (Selbstevaluationsinstrument „Schüler als Experten für Unterricht“), welches verschiedene Perspektiven auf den Unterricht einer konkreten Lehrperson berücksichtigt. Der Kernfragebogen des Instruments umfasst 35 unterrichtsbezogene Aussagen, die sich folgenden Dimensionen des QAIT-Modells (Slavin, 1996) zuordnen lassen:

  • Qualität
  • Angemessenheit
  • Anregung
  • Klima

SEfU ist ein vollständig webbasiertes, anonymisiertes, freiwilliges und lehrergesteuertes Screening-Verfahren zur Unterrichtsevaluation ab der 5. Klasse, welches mit geringen Anforderungen an den Aufwand der Lehrperson auskommt, wobei die Anmeldung und Erhebung internetgesteuert erfolgen.

Der nach Abschluss der Befragung automatisiert generierte Ergebnisbericht stellt die gemittelten Antworten der Schüler/-innen denen der Lehrperson gegenüber, liefert eine Übersicht der Antwortverteilung zu den 35 Kernaussagen und listet die offenen Schülerkommentare auf. Der Bericht lässt keinen Rückschluss auf die Daten einzelner Schüler/-innen zu. Somit bietet der Ergebnisbericht der Lehrkraft neben dem gemittelten Klassenurteil (vgl. Gruehn, 2000) Einsicht in die Variationsbreite der Antworten, kann jedoch nicht zur Auswertung einzelner Antwortprofile der Schüler/-innen dienen. Das Ziel des Verfahrens ist es, Impulse für das gemeinsame Reflektieren von Unterricht zu geben und somit eine Kultur des Austauschs von unterschiedlichen Perspektiven zu fördern.

Hier geht es zur Plattform der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Im Artikel zitierte Quellen:

  • Clausen, C. (2002). Unterrichtsqualität: eine Frage der Perspektive? Münster: Waxmann.
  • Ditton, H. (2002). Lehrkräfte und Unterricht aus Schülersicht. Zeitschrift für Pädagogik, 48 (2), 262-286.
  • Gruehn, S. (2000). Unterricht und schulisches Lernen: Schüler als Quellen der Unterrichtsbeschreibung. Münster: Waxmann.
  • Slavin (1996). Education for All. Lisse: Sweets & Zeitlinger.
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