Wochenartikel 07 | Schüler/-innen als Experten von Unterricht

Helmke, A., Piskol, K., Pikowsky, B. & Wagner, W. (2009). Schüler als Experten von Unterricht. Unterrichtsqualität aus Schülerperspektive. Lernende Schule, 46-47, 98-105.

Der Wochenartikel 06 hatte beinahe denselben Titel (vgl. hier) und demzufolge ist auch das Thema sehr ähnlich. Es geht um die Rückmeldungen von Schülerinnen und Schüler zum Unterricht, denn “ so schreiben die Autoren, trivial aber wahr “ Schülerinnen und Schüler sind die Adressaten des Unterrichts. So stellt der Artikel denn auch einen neu entwickelten Fragebogensatz zur Unterrichtsqualität vor, welcher im Rahmen der Diplomarbeit von Piskol (2008) empirisch überprüft und weiterentwickelt wurde.

Anders als die meisten unterrichtsrelevanten Fragebögen beziehen sich die hier vorgestellten Instrumente jedoch nicht auf Unterricht im Allgemeinen, sondern der Beobachtungsgegenstand ist eine konkrete Unterrichtsstunde. Vorteil dieses Vorgehens ist eine geringe Verzerrung durch Gedächtniseffekte, da die konkrete Unterrichtsstunde gut erinnerbar ist und somit die Übereinstimmung zwischen den Schülereinschätzungen höher ist, als wenn der Unterricht „im Allgemeinen“ beurteilt werden soll. «Einschränkend ist zu sagen, dass Aussagen über die konkrete Unterrichtsstunde hinaus nicht gemacht werden können, da Unterrichtsstunden sich sehr unterscheiden können. […] Diese Einschränkung ist jedoch kein wirklicher Nachteil weil es nicht um die Beurteilung des unterrichtlichen Könnens geht, sondern um die empirisch orientierte Reflexion über Unterricht» (vgl. ebd., S. 98 ff.).

Zudem eröffnet der simultane Einsatz des Schülerfragebogens und des inhaltlich völlig äquivalenten Lehrerfragebogens interessante Möglichkeiten des Vergleichs:

  • Wie sieht die Lehrkraft selbst ihren Unterricht, verglichen mit der Sicht der Schülerinnen und Schüler?
  • In welchen Bereichen zeigen sich Stärken und wo Schwächen?
  • In welchen Qualitätsbereichen herrscht innerhalb der Klasse Übereinstimmung (erfasst durch die Streuung innerhalb der Klasse), wo nicht?

So lässt sich laut den Autorinnen und Autoren durch den Vergleich von Eingangsmessung und wiederholter Messung dann empirisch belegen, ob die spezifischen Ansätze zur Unterrichtsentwicklung den Unterricht aus Schülersicht nachweislich verändert haben. Und gerade dies scheint mir das Instrument spannend für die Unterrichtsentwicklung zu machen, vor allem auch dann, wenn solche Befragungen Bestandteil des Schulkonzepts sind und von schulischen Teams regelmässig eingeholt sowie reflektiert werden. Dies kann dann zum Anlass genommen werden, um sich mit Fachkollegen Rückmeldungen zu geben und sich zu beraten.

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