Bolognareform und Prüfungslandschaft

In der „Neuen Zürcher Zeitung“ vom 8. Februar 2010 erschien ein Artikel mit dem Titel „Die Bologna-Reform veränderte die Prüfungslandschaft – geschätzte rund 100’000 Prüfungen pro Semester müssen korrigiert werden“ von Markus Binder. Obwohl der Verweis auf diesen Artikel nicht mehr ganz aktuell ist, schient es mir dennoch wichtig, nochmals die Hauptaussagen des Artikels aufzugreifen.

Es ist eine simple Rechnung: An der Universität Zürich gibt es rund 20’000 Bachelor- und Masterstudierende, die pro Semester vier bis fünf Module besuchen. Macht 80’000 bis 100’000 Prüfungen pro Semester. Weil gleichzeitig die Prüfungsperiode am Ende des Semesters stark verkürzt worden ist, erstaunt es nicht, dass der gestiegene Prüfungs- und Korrekturaufwand wegen der Bologna-Reform beklagt wird.

Dazu lässt sich tatsächlich nichts anmerken, dies sind Fakten, mit welchen alle Studierenden aber auch alle Dozierenden konfrontiert sind. Dass vor allem die Assistierenden sehr gefordert sind, ist ein bekanntes Problem, denn sie tragen die Hauptlast der Korrekturarbeiten.

Umso erstaunlicher ist nach Binder die Zurückhaltung von Vertreter/-innen des Mittelbaus, dass es „gar nicht so dramatisch“ sei. Drei Gründe sprechen jedoch laut diesen dafür:

  1. Bologna trifft nicht alle Fächer gleich, viele Fächer der Natur- und Sozialwissenschaften waren schon vor der Reform eine grosse Zahl von Prüfungen und Studierenden gewohnt.
  2. Die Assistierenden wollen den Aufwand für Prüfung und Korrektur nicht isoliert sehen, sondern grundsätzlich auf ihre prekäre Situation aufmerksam machen (hohe Arbeitsbelastung, klareres Pflichtenheft,…)
  3. Die Reform habe auch das Nachdenken über das eigene Fach gefördert, was positiv zu vermerken sei.

Hier setzt auch die Vermutung an, dass einige Institute, die über die Prüfungslast klagen, die Reform zu oberflächlich umgesetzt haben und Prüfungen als Anhängsel einer Veranstaltung sehen, anstatt in Modulen zu denken, wie Balthasar Eugster von der Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik vermerkt.

Trotzdem:

Bleibt [an der Universität Zürich, Anmerkung KF] die riesige Zahl von 200’000 Leistungsnachweisen pro Jahr, die auch mit einer stärkeren Modularisierung nicht wesentlich kleiner wird.

Gespannt können wir da auf die Ergebnisse des Pilotprojektes „E-Assessment“ warten, welche im Herbst 2010 vorliegen sollten und aufzeigen, welche Prüfungen sich sinnvoll auf dem Computer absolvieren lassen und wie sie organisiert werden müssen.

Download des Artikel der NZZ: hier

Dieser Beitrag wurde unter Hochschullehre, Universität abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*