Berufspraktische Lernaufgaben im 1. Studienjahr

Das letzte Treffen der AG Berufspraktische Studien der Schweizerischen Gesellschaft für Lehrerinnen- und Lehrerbildung vom 24.2.1016 stand unter dem Thema: Berufspraktische Lernaufgaben im 1. Studienjahr. An den meisten Pädagogischen Hochschulen der Schweiz dient das Basisstudium auch der Orientierung und vor allem auch der Eignungsbeurteilung bezogen auf den zukünftigen Beruf als Lehrperson. Grundsätzlich könnte man ja der Ansicht sein, dass es schon Lernaufgabe genug ist, ein Praktikum oder auch einzelne Praxistage gestalten zu können. An vielen Pädagogischen Hochschulen werden jedoch weitere Lernaufgaben den Studierenden mitgegeben: zum Beispiel sollen sie etwas beobachten und danach reflektieren, oder sie sollen eine bestimmte Unterrichtstätigkeit wie das „Vortragen“ oder „Vorzeigen“ üben, sie sollen Schülerinnen und Schüler befragen etc. Nicht immer sind solche Aufgaben auch gut umzusetzen oder sie passen gerade nicht in der entsprechenden Praktikumssituation.

An unserem Treffen stellte zuerst Urban Fraefel von der PH FHNW – basierend auf einem früheren Artikel von ihm (Fraefel, U. (2012). Welche Aufgaben unterstützen den Aufbau professionellen Handelns? In S. Keller & U. Bender (Hrsg.), Aufgabenkulturen: Fachliche Prozesse herausfordern, begleiten, reflektieren. Seelze: Kallmeyer) – einige Problematisierungen vor. Ausgehend vom Bezugssystem: Woran sich „professionelles“ Handeln von Studierenden orientiert, schälte er heraus, wo dieses Handeln stattfindet und welche Formate es unterstützen. Daran anschliessend kam die Frage, was Studierende tun sollen, um das professionelle Handeln zu lernen und hier stellte er den „Modus der Hochschule“, welcher heisst: „Aufgaben lösen!“, dem „Modus der Profession“, welcher heisst: „sich echten Problemen stellen!“ gegenüber. Daraus ableitend zeigte er mögliche Begleitstrukturen auf und fokussierte vor allem darauf, dass Lernaufgaben am besten im sogenannt „hybriden Raum“ anzusiedeln sind, den sowohl die Hochschule mit den Studierenden und Dozierenden als auch die Schule mit den Praxislehrpersonen und Schülerinnen und Schüler gestalten. Ein gelungenes Referat!

Im Anschluss daran referierte Martin Lunkenbein vom Lehrstuhl für Schulpädagogik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg ebenfalls zum Thema „Lernaufgaben im Praktikum“. Er stellte in einer Annäherung zuerst Expertenurteile vor und systematisierte diese aus motivations- lern- und reflexionstheoretischer Sicht. Aufgrund dessen kam er zu einem heuristischen Modell der Begründungsebenen für hilfreiche Praktikumsaufgaben. Danach stellte er die Hauptergebnisse seiner Dissertation: „Beobachten als Lernaufgabe: Eine empirische Analyse der subjektiven Perspektive von Studierenden auf obligatorische Beobachtungsaufgaben im Praktikum“ vor und resümierte, dass Praktikumsaufgaben sich in einem Spannungsfeld bewegen:

Studierende der vorliegenden Studie erachten das Beobachten als wichtig, jedoch stellt es fuür sie lediglich eine sinnvolle Ergaünzung des Unterrichtens dar. Dieses wird im Vergleich als wichtiger wahrgenommen. Eine Ausweitung des Beobachtens hin zu einer analytischen Herangehensweise stellt fuür die Novizinnen allerdings keine sinnvolle Alternative dar. Damit befinden sich die beiden Arten von Praktikumsaufgaben (Unterrichten und Beobachten) in einem Spannungsfeld unterschiedlicher Praktikumsziele (Erprobung und Eignungsuüberpruüfung versus Theorie-Praxis-Verknuüpfung).

Mir hat an diesem Referat “ nebst der Studie zum Beobachten “ vor allem die Herleitung über die unterschiedlichen Klassifikationen gefallen!

Den Nachmittag verbrachten wir mit der Diskussion der Referate und dem Herausarbeiten was denn – in unseren Augen – die Ziele als auch die Herausforderungen von berufspraktischen Lernaufgaben für Studierende im 1. Studienjahr sind.

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