Wochenartikel 02 | Lehrportfolio

Rijdt de, C., Tiquet, E., Dochy, F. & Devolder, M. (2006). Teaching Portfolios in higher education and their effects: An explorative study. Teaching and Teacher Education, 22, 1084-1093.

Dieser Artikel befasst sich damit, ob Lehrportfolios von Lehrpersonen angewendet werden und falls ja, welche Effekte erwartet werden dürfen. Zudem wird die Einstellung der Lehrpersonen gegenüber diesem Instrument erhoben.
Ausgehend von einer Literaturübersicht werden Aspekte herausgearbeitet, welche Lehrportfolios erfüllen sollen. So wird zusammen mit Smith und Tillema (2001) argumentiert, dass folgende vier Zwecke zentral sind:

  • documentation of performance
  • monitoring growth
  • revealing discrepancies in development
  • enhancing self-resonsibility

Es wird jedoch weiter argumentiert, dass das Führen eines Lehrportfolios vor allem von seinen Zielen abhängt:

The way in which a teacher uses a teaching portfolio strongly depedens on the objectives which are set. […] Depending on the objectives, which people set themselves or are set by others, one can create a teaching portfolio to meet the demands of an external evaluation or to reflect upon one’s own professional skills.

Das Lehrportfolio kann also sowohl der eigenen persönlichen Entwicklung als auch dem Nachweis eigener Kompetenzen dienen. Zudem spielt es eine grosse Rolle, ob das Lehrportfolio aus eigene Stücken (also freiwillig) oder von aussen gewollt (obligatorisch) zusammengestellt wird. Die Studie wurde bei Lehrpersonen von drei Berufsschulen und einer Universität durchgeführt. Von 364 versandten Fragebögen kamen 129 zurück und 117 konnten in die Analysen (deskriptive Statistik, T-Tests und ANOVA) einfliessen. Zudem wurden die offenen Antworten inhaltsanalytisch ausgewertet. Interessant ist, dass die Mehrzahl der befragten Lehrpersonen nicht einmal das Konzept „Lehrportfolio“ kannten und nur ein Fünftel damit arbeitete. Die verbreitete Meinung ist, dass Lehrportfolios zu zeitaufwendig seien und viel zusätzliche administrative Arbeit brächten. Von denjenigen, welche ein Lehrportfolio führen, macht dies jedoch die Mehrheit freiwillig; ein Viertel ist dazu gezwungen. Die Resultate zeigen zudem, dass nicht alle Lehrpersonen dieselben Effekte erfahren und vor allem, dass dies nicht nur positive Effekte sind.

«In conclusion, this research shows that a teaching portfolio is an assessment instrument that could bring some important positive effects. This instrument could also give rise to a lot of questions, especially in the initial phase. This means that teaching portfolios are not the ideal assessment instrument for all teachers» (vgl. S. 1092).

Die Autorinnen und Autoren schliessen daraus, dass wenn Lehrpersonen mit Lehrportfolios arbeiten (sollen), die Lehrpersonen nicht nur negative, sondern auch positive Erfahrungen machen müssen (im Sinne eines tieferen Verständisses der Selbstreflexion und der eigenen professionellen Entwicklung). 

Quelle: 
Rijdt de, C., Tiquet, E., Dochy, F. & Devolder, M. (2006). Teaching Portfolios in higher education and their effects: An explorative study. Teaching and Teacher Education, 22, 1084-1093.

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200 Empfehlungen Übergang Mittelschule – Hochschule

Erstmals haben mehr als 130 Dozierende und Mittelschullehrpersonen die Schnittstelle zwischen Mittelschule und Hochschule analysiert. Sie legen über 200 Empfehlungen für einen verbesserten Übergang ins Studium vor. Diese «Expertise der Praxis» haben die Zürcher Kantonsschulen, die ETH Zürich und die Universität Zürich am Dienstag, den 13.1.2009, an einer Medienkonferenz vorgestellt.   

Hier finden sich weitere Informationen und hier der Bericht (aufs Bild klicken)!

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Wochenartikel 01 | Dilemma Lehrerberuf

Obwohl das „Füttern“ meines Blogs für mich eindeutig Passion und keine Pflichtübung ist (vgl. zum Thema „Pflichtübung oder Passion“ die Masterarbeit von Tamara Bianco), habe ich mir vorgenommen ca. einmal pro Woche einen Artikel, den ich gelesen habe hier vorzustellen und so kurz als möglich zusammenzufassen.Hier also die Nummer 01:Rothland, M. (2008). Das Dilemma des Lehrerberufs sind … die Lehrer? Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 11 (3), 1-15.

Lehrpersonen gehören zu den Berufsgruppen, die unter besonders viel Belastung leiden.

Solche oder ähnliche Aussagen sind nach Rothland (2008) nicht nur in der Öffentlichkeit oder den Medien anzutreffen, sondern sie dienen auch als Ausgangspunkt sowie als Begründung intensiver Forschungsbemühungen. Dabei wird auch immer wieder argumentiert, dass Lehrpersonen unter diesen Belastungen leiden. Rothland fragt sich nun, ob die Lehrpersonen besonders leiden, weil ihre Belastungen so hoch und zahlreich sind oder weil sie (die Lehrpersonen) “ wie in der Öffentlichkeit zum Teil kolportiert “ besonders wehleidig sind.Die empirische Forschung kann laut Rothland (2008) kaum Antworten auf diese Frage(n) geben und zwar deshalb, …

…weil die Konzentration auf das subjektive, arbeitsbezogene Empfinden von Lehrerinnen und Lehrern nicht mit der konzeptionellen und forschungspraktischen Konzentration auf personenbezogene Einflussfaktoren und Folgen im Kontext der Lehrerbelastungsforschung übereinstimme (vgl. ebd., S. 3).

Bislang sind die Ergebnisse einer persönlichkeitspsychologisch dominierten Lehrerbelastungsforschung eher einseitig und kritiklos rezipiert worden. Dies bedeutet für Rothland (2008) also, dass Persönlichkeitsmerkmale für die Erklärungen klar im Mittelpunkt stehen, …

… «gefolgt von Untersuchungen zu den individuellen, mittel- und langfristigen Folgen sowie Forschungsarbeiten, welche die subjektive Wahrnehmungen als belastend wahrgenommener Aspekte der Berufstätigkeit über Selbstauskünfte erfassen» (vgl. ebd., S. 4).

So gerät nach Rothland (2008) also nur eine Seite der Medaille in den „forschenden Blick“, während die andere, welche arbeits- und situationsbezogene Aspekte umfasst, systematisch unterbelichtet bleibt. Daraus folgert Rothland (2008), dass das „Dilemma des Lehrerberufes die Lehrer selbst seien“ [resp. die Art und Weise wie Lehrpersonenbelastungsforschung betrieben wird, Anmerkung K.F.] und fordert Forschungszugänge, die sich der Erfassung von strukturellen, berufsspezifischer Merkmale des Arbeitsplatzes Schule und des beruflichen Handelns von Lehrerinnen und Lehrern widmen. Dadurch würde erst eine ausgewogene empirische Basis für eine differenzierte Analyse und Interpretation von Personenmerkmalen sowie Arbeits- bzw. Situationsmerkmalen geschaffen werden, die schliesslich in den Versuch einer Integration beider Betrachtungsweisen münden könne.Quelle:Rothland, M. (2008). Das Dilemma des Lehrerberufs sind … die Lehrer?Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 11 (3), 1-15.   

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Kongress Unterrichtsforschung und Unterrichtsentwicklung

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Bildung und Unterricht sind die Kernaufgaben der Schule, Unterrichten zu lehren und Unterricht weiterzuentwickeln jene der Lehrerbildung. In den letzten Jahren hat die internationale Bildungs- und Unterrichtsforschung, im Austausch mit innovativen Schulen und Lehrkräften, wesentliche Erkenntnisse zur Qualität lernwirksamen Unterrichts hervorgebracht. Gleichzeitig ist deutlich geworden, dass sich auch wertvollste Ideen und Einsichten nicht ohne innovative Konzepte der Lehrer(weiter)bildung und der Unterrichtsentwicklung wirksam im System verankern lassen.

Die Tagung ermöglicht einen Austausch über Ergebnisse und Brennpunkte der gegenwärtigen Unterrichtsqualitätsforschung sowie über Konzepte und Forschungsbefunde zu neueren Formen der Unterrichtsentwicklung. Erörtert werden sollen Fragen zur Gestaltung von Lehr-Lernumgebungen, die eine optimale Erreichung der Bildungsziele ermöglichen und den Bedürfnissen heutiger Kinder und Jugendlicher gerecht werden. Zudem stehen Fragen im Zentrum, die sich auf eine Erweiterung des Spektrums von Verfahren und Werkzeugen der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen und deren Professionalisierung beziehen.

Tagungsbeiträge können (hier) bis am 6. Februar 2009 eingereicht werden.

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Schöne Weihnachten!

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Foto: R. Schmid 

SeeqPod – Playable Search

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100 Sekunden Wissen: World Wide Web

Wer dieses Blog regelmässig liest, kennt meine Vorliebe für die 100-Sekunden-Wissens-Beiträge von Radio DRS 2. Diesmal gehts um nichts geringeres als das World Wide Web! Wissen Sie beispielsweise wie viele Seiten es weltweit gibt? Es sind 51 Milliarden! Unvorstellbare Zahl, genauso unvorstellbare „Rechnungen“ haben sich – laut Weibel – auch schon die mittelalterlichen Mönche gestellt, als sie wissen wollten, wie viele Engel auf einer Nadelspitze Platz haben…

Aber hören Sie selbst (auf das Bild klicken).

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Das Internet ist heute Alltag, und doch lässt es sich kaum fassen. Eine einzelne Internetseite ist so etwas wie ein Tropfen im Meer. Und doch: Die Grösse dieses Meeres namens «World Wide Web» lässt sich zumindest schätzen. 100 Sekunden Wissen – von Thomas Weibel.

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Forum ProLehre – Prüfen: Bologna gestalten

Gerne verweise ich auf einen Livestream, dessen Vorträge man sich am 17.12.2009 09:00 bis 14:30 live ansehen kann. Für alle die dann arbeiten, werden die Vorträge auch aufgezeichnet, damit man sie später auch noch normal ansehen kann. Angeboten wird dieses Forum ProLehre von der Universität Kassel und das Programm sieht folgendermassen aus: 

9.00 Uhr Prof. Dr. Alexander Roßnagel Vizepräsident Universität Kassel
9.15 Uhr Vorstellung Servicecenter Lehre Dr. Christiane Borchard, Leiterin
9.30 Uhr E-Assessments: Quantitative Bewältigungsstrategien oder qualitatives Entwicklungspotenzial der Hochschullehre Prof. Dr. Karsten Wolf, Universität Bremen
10:30 Uhr Kaffeepause
11:00 Uhr Prüfen: Bologna gestalten – Beiträge aus der Praxis der Universität Kassel      Prüfen vor dem Hintergrund von Bologna Helga Boemans, Abt. Studium und Lehre,Carsten Schwenk, Justiziariat      Selbstgesteuertes Lernen und Prüfen in mathematischen Online-Lernszenarien Prof. Dr. Rolf Biehler, Pascal Fischer, Thomas Wassong, FB 17 (Mathematik)      Studienbegleitende Prüfungen im Rahmen einer Massenveranstaltung Prof. Dr. Jürgen Freimann, FB 07 (BWL)      Portfolio – ein Konzept zum Dokumentieren (und Prüfen) von Studienleistungen Dr. Dirk Stederoth, FB 01 (Philosophie)
12:45-14:30 Mittagsimbiss und Projektmarkt – Präsentationen der E-learning Projekte

 

Das Programm scheint reichhaltig und interessant zu werden, da freue ich mich drauf!
Und hier noch der Flyer zur Tagung:

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PISA-Studie

Einmal mehr möchte ich auf einen 100-Sekunden-Beitrag von Schweizer Radio DRS 2 aufmerksam machen. Diesmal handelt es sich um die PISA-Studie. Doch hören Sie selbst (auf das Bild klicken):

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Mehrere Schweizer Kantone haben die Pisa-Studien von 2006 für sich auswerten lassen. Die Ergebnisse werden jetzt vorgestellt. Was aber hat die Stadt mit dem schiefen Turm mit Bildungspolitik zu tun? Eigentlich gar nichts. 100 Sekunden Wissen – von Katharina Bochsler.

Hier die im Hörbeitrag angesprochen Webseite des Bundes mit den aktuellen Berichten der Kantone:

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Für den Kanton Zürich schrieben Urs Moser und Domenico Angelore den Bericht. Auf S. 6 kann folgendes gelesen werden:

PISA 2006 bestätigte weitgehend die bisherigen Ergebnisse der internationalen Vergleiche in den Jahren 2000 und 2003. Die Schweizer 15-Jährigen gehören in der Mathematik zu den Besten. In den Naturwissenschaften erreichen sie jeweils gute Ergebnisse und am grössten ist ihr Rückstand gegenüber den besten Ländern im Lesen. 

Ab S. 8 kommen dann die Zürcher Leistungen (im Vergleich mit den anderen Kantonen) hervor. Folgende Fragestellungen werden gestellt:

Wie sind die Ergebnisse des Kantons Zürich im nationalen Vergleich zu beurteilen? Wie gross ist der Anteil an Jugendlichen, deren Grundbildung am Ende der obligatorischen Schulbildung ungenügend ist? Wäre das Ergebnis des Kantons Zürich gleich gut, wenn die hohe Quote an Schülerinnen und Schülern in Sonderklassen und Sonderschulen berücksichtigt würde? Sind die Leistungen der Schülerinnen und Schüler im Kanton Zürich in den letzten Jahren besser geworden? Zeigen sich besondere Stärken oder Schwächen in den einzelnen naturwissenschaftlichen Kompetenz- und Wissensbereichen? 

Wer dies alles wissen will, kann sich hier den gesamten Bericht ansehen.  

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Online trifft man sich

Folgenden Artikel der Zeit Online finde ich spannend zu lesen:onlinenutzung-artikel-410.jpg 

Vorgestellt wird die JIM-Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (MPFS). Dieser ermittelt seit 1998 jedes Jahr das Medien- und Freizeitverhalten von Jugendlichen. Für die JIM-Studie wurden repräsentativ 12 bis 19-Jährige befragt und zwar über alle Schultypen und Schichten sowie gleichermaßen unter Jungen und Mädchen in ganz Deutschland. Der Sozialwissenschaftler Thomas Rathgeb ist Mitautor der Studie und Leiter der Geschäftsstelle des MPFS und wurde von der Zeit Online zur Studie interviewt.

Einzelne Aussagen machen hellhörig:

ZEIT ONLINE: Wie stark sind Jugendliche von den Gefahren des Internets betroffen? Und wie gut können sie damit umgehen? Zum Beispiel mit Mobbing und Belästigungen in Foren, Chats oder Communities?

Rathgeb: Wir haben noch eine zweite, mehr qualitative, allerdings nicht repräsentative Studie (JIM plus) durchgeführt. Darin bestätigt ein Viertel der Jugendlichen, dass in ihrem Bekanntenkreis schon einmal jemand in einer Online-Community fertig gemacht wurde. Über Handys geschieht das weniger. Eher noch in Chats. Laut JIM-Studie haben immerhin 13 Prozent der Chat-Nutzer mit Unbekannten schon einmal unangenehme Erfahrungen gemacht. Explizit nach sexueller Belästigung haben wir jedoch nicht gefragt.

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ZEIT ONLINE: Und wie verantwortungsvoll gehen Jugendliche mit ihren persönlichen Daten um?

Rathgeb: Drei Viertel stellen persönliche Informationen online: Das sind zunächst ganz harmlos ihre Hobbys und Vorlieben. Doch immerhin 60 Prozent stellen Fotos von sich selbst und fast die Hälfte von Freunden und Familie ins Netz. 40 Prozent veröffentlichen ihre Instant Messenger-Adresse, die eigentlich nur für gute Freunde gedacht ist und sogar 26 Prozent ihre E-Mail-Adresse. Das ist sehr unbedarft und hat übrigens nichts mit dem Bildungshintergrund zu tun. Da die Gymnasiasten stärker vertreten sind in den Communitys, sind es gerade sie, die ihre Daten hergeben. Die Hälfte der Jugendlichen wurde in Chats schon nach persönlichen Kontakt-Daten gefragt, und immerhin 20 Prozent der Nutzer haben schon einmal Leute im wahren Leben getroffen, die sie in Chats kennengelernt haben.

Es scheint, dass viele Jugendliche eher unbedarft mit ihren persönlichen Daten umgehen. Interessant wäre zu fragen, weshalb die Jugendlichen dies tun. Mit Absicht oder aus „jugendlichem Übermut“?     

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E-Portfolios an europäischen Hochschulen

Via Podcampus stiess ich auf folgendes kurzes Interview mit Peter Baumgartner zum Thema E-Portfolio: 

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Dieses kurze Interview macht natürlich neugierig auf den Vortrag, welchen ich leider nirgends finden konnte 🙁 

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