Wochenartikel 12 | Fachspezifisches Unterrichtscoaching im Praktikum

Diesen Artikel im Bildungsfutter zu veröffentlichen, ist ja wohl ein „Muss“ 🙂
Verfasst wurde er von meiner Studienkollegin Annelies Kreis und von Fritz Staub und zeigt Ergebnisse aus einer mehrjährigen (vom Schweizerischen Nationalfonds geörderten) Interventionsstudie der Pädagogischen Hochschule Thurgau und der Universität Fribourg. Im Abstract ist folgendes zu lesen:

Wiederholt wurde gezeigt, dass Unterrichtspraktika von Lehramtsstudierenden sehr geschätzt werden. Allerdings wissen wir wenig uüber die Wirkung unterschiedlicher Unterstuützungsformen in Praktika auf das Lernen zukuünftiger Lehrpersonen. Ein Modell zur Förderung des berufsspezifischen Lernens der Praktikanten ist das fachspezifische Unterrichtscoaching. In einer quasi-experimentellen Interventionsstudie wurde dessen Wirksamkeit basierend auf Fragebogen, Videoaufzeichnungen und Interviews mit Dyaden von Praxislehrpersonen und ihren Praktikanten untersucht.

Wenn also an Praxislehrpersonen (damit ist in der Schweiz die Berufsgruppe von Lehrpersonen gemeint, welche zukünftige Lehrpersonen in ihrer Klasse unterrichten lassen) der Anspruch gestellt wird, die Studierenden bestmöglich in ihrer Kompetenzerweiterung zu unterstützen, dann kommt ihnen im Rahmen der Lehrer/-innenbildung eine hochrelevante Funktion zu (vgl. S. 2). Die Frage stellt sich jedoch, wie Praxislehrpersonen für ihre Tätigkeit qualifiziert werden können, wenn deren Unterrichtsexpertise zwar eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für erfolgreiches und professionelles Handeln darstellt.

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E-Portfolio | Pädagogische Hochschule St. Gallen

Ein von einer Studierendengruppe der Pädagogischen Hochschule St. Gallen erstelltes Video zeigt die Arbeit mit E-Portfolios und deren Möglichkeiten in einem kurzen Video schön auf. Seit dem Jahre 2005 wird die dortige Arbeit auch beforscht und es existiert ein E-Portfolio Netzwerk. In St. Gallen wird mit der Softwarelösung Mahara gearbeitet, welche sich mittlerweile auf dem Markt gut etabliert hat. Wir von der Hochschuldidaktik an der UZH arbeiteten ebenfalls über eine gewisse Zeit damit, sind nun jedoch auf die neue E-Portfoliofunktion in OLAT umgestiegen, da dieses System bei den Assistierenden bestens vertraut ist und sie sich nicht neu eindenken müssen.

Nun aber zum Video 🙂

 

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Rückblick DGHD Jahrestagung 2011

Vom 1.-4. März fand in München die 40. Jahrestagung der DGHD (Deutsche Gesellschaft für Hochschuldidaktik) statt. Zu diesem Jubiläum reisten viele Hochschuldidaktiker/-innen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, aber auch aus Frankreich und England an. Das Tagungsthema lautete „Lehrforschung wird Praxis “ Hochschuldidaktische Forschungsergebnisse und ihre Integration in den Lehrzusammenhang“. Nebst den beiden geladenen Keynotes von Ada Pellert zum Thema „Fachgesellschaften als «communities of practice»: Lernen miteinander und Unterstützung füreinander“ zur Eröffnung und von Edgar Moseby zu „Problem Based Learning“ zum Abschluss der Tagung, waren die unterschiedlichsten Präsentationsformate in sieben Tracks anzutreffen.

Leider konnte ich nur kurz anwesend sein und verpasste die Keynotes, als auch die Arbeitsgruppen und die Mitgliederversammlung zur Wahl des neuen Vorstandes. Selber hielt ich einen Vortrag zum Thema „Lehrkonzept und didaktische Reflexion im Lehrportfolio“. Diese Thematik beschäftigt mich im Rahmen meiner Tätigkeit an der Hochschuldidaktik der Universität Zürich immer wieder von neuem, denn die Teilnehmenden unseres Qualifizierungsprogrammes „Teaching Skills“ müssen, um das Zertifikat zu erlangen ein Lehrportfolio schreiben, in welchem sie ihre konkrete Lehrtätigkeit nicht nur dokumentieren, sondern diese auch reflektieren und in Bezug zu ihren eigenen Leitlinien von universitärer Lehre “ ihrem Lehrkonzept “ stellen. Nun ist es ein Aufgabenfeld der Hochschuldidaktik, die Dozierenden bei der Weiterentwicklung ihrer Lehrkonzeptionen als auch der didaktischen Reflexion ihrer Lehrtätigkeit zu unterstützen und ich fragte mich in meinem Vortrag, welche Modelle sich hierzu anbieten. Ein gangbarer Weg scheint mir, den Prozess des Schreibens des Lehrportfolios in Analogie zum Forschungsprozess zu sehen. Dies deshalb, weil Dozierende an einer Forschungsuniversität wie der UZH, Forschungsprozesse sehr gut kennen und sich dort auch „heimisch“ fühlen. Mir scheint, dass dies ein möglicher Weg sein könnte, den Lehrprozess resp. den Prozess der Sichtbarmachung der eigenen Lehre mittels eines Lehrportfolios, besser verständlich machen zu können. In der nachfolgend eingefügten Folie aus dem Referat sind die einzelnen Schritte – sei es beim Forschungsprozess resp. beim Prozess „Lehrportfolio“ “ prototypisch abgebildet.

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Bildungsfutter in neuem Kleid

Wer in den letzten Tagen beim Bildungsfutter vorbeigeschaut hat merkte gleich, dass sich etwas am Kleid geändert hat. Ich habe meinem Blog ein neues Outfit verpasst und bin dazu von meinem geliebten „Dialogue Avenue“ Template zu dessen Weiterentwicklung „IOWA“ durch Markus Vocke von web-funk.de gekommen. Dieses Template finde ich sehr benutzerinnenfreundlich und der Support ist einmalig! Innert kürzester Zeit berät einem Markus Vocke, so dass das Aufsetzen und das Anpassen sehr leicht möglich ist. Ein grosses Dankeschön nach Deutschland!

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Buchtipp 06: Empowerment durch Schulpraktika

Der letzte Buchtipp bezog sich auf ein Werk, welches bereits im Jahr 2009 erschienen ist, der jetzige auf ein brandneues “ sozusagen taufrisches “ Buch, verfasst von einer Autorengruppe aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der Titel des Buches lautet: Empowerment durch Schulpraktika. Perspektiven wechseln in der Lehrerbildung. So kann dem Klappentext entnommen werden, dass es bislang an sytematisierenden, national wie international orientierten Darstellungen sowohl der konzeptionellen Elemente von Schulpraktika als auch des übergreifenden Kontextes, fehle. Ebenso hätten sich zwar in letzter Zeit die empirischen Studien zu allgemeinen Schulpraktika vergrössert, insgesamt sei deren Zahl aber noch immer klein. Ziel des Buches sei es deshalb, diese beide Lücken zu verkleinern und einerseits eine umfassende wissenschaftliche Bilanzierung und Grundlegung der Schulpraktika für Deutschland, Österreich und die Schweiz vorzulegen, anderseits aber auch eine integrative sowie innovative Konzeption der Schulpraktika im Rahmen des Empowerment-Ansatzes aufzuzeigen.

Das Buch ist lesenswert: Dies sei bereits vorweggenommen!

Eine umfassende Darstellung würde ein einzelnes Blogposting bei weitem sprengen, weswegen ich nur zwei (meiner Ansicht nach) wesentliche Punkte herausgreifen möchte:

Das Praktikum als Lerngelegenheit für Studierende
Mit Dick (1996) wird argumentiert, dass das Lernen im Praktikum ein Mehrquellenphänomen sei und sich demzufolge aus mehreren Quellen speist. Angegeben werden das Modelllernen, das „Learning by doing“ und das biografische Lernen. Weiter wird ausgeführt, dass “ obwohl als Herzstück bezeichnet “ die Wirksamkeit der Praktika jedoch umstritten sei. Zur Untermauerung werden sechs Kritikpunkte aufgeführt wie z.B. dass die Praktikumslehrpersonen die Lernfortschritte der Studierenden überschätzen würden, oder dass eher eine schulspezifische Sozialisation als ein Kompetenzerwerb stattfände. Meiner Ansicht nach sind die genannten Punkte sicher bedenkenswert, ob damit jedoch tatsächlich die Wirkung verlorengeht ist noch nicht gesagt. Mir scheint eher, dass die tatsächliche Wirkung nicht immer der intendierten Wirkung entspricht. In diesem Zusammenhang kann auch die Einschätzungen der Studierenden von Praktika gesehen werden, welche sich nicht selten im Credo ich mache, also kann ich äussert.

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Buchtipp 05: Lernen in der Schule

Obwohl das Buch von Daniel Escher und Helmut Messner bereits im Jahr 2009 erschienen ist, und demzufolge nicht mehr zu den ganz neuen Neuerscheinungen gehört, möchte ich es hier als Buchtipp vorstellen. Bereits im Vorwort steht, dass in Schule und Ausbildung Lernen das zentrale Moment ist, jedoch für nicht wenige Schülerinnen und Schüler die Schule zu einem recht freudlosen Arbeits- und Lernort wird. Weshalb dem so ist, fragen sich die beiden Autoren zu Recht: Sind die Lehrpläne überfrachtet oder wird in der Schule einfach auf eine falsche Weise gelernt, weil die Vorstellungen des Lernens unangemessen sind? Ist es ein individuelles Unvermögen der Schülerinnen und Schüler oder ist es gar ungenügende professionelle Kompetenz der Lehrpersonen im Umgang mit den Lernenden und ihren Bedingungen?

Die Wissenschaft liefert zahlreiche Erkenntnisse, Theorien und Modelle zur Erklärung der unterschiedlichen Formen und Prozesse des Lernens. Als Fachpersonen für das Lehren und Lernen sollten Lehrpersonen dieses Wissen für den schulischen Alltag nutzbar machen. Es gehört zu ihrer professionellen Kompetenz, dass sie pädagogische Massnachmen aufgrund von lernpsychologischen Erkenntnissen einsetzen und über ein vertieftes Verständnis der verschiedenen Ausprägungen des Lernens verfügen. Ein angemessenes Wissen über die verschiedenen Prozesse und Bedingungen des Lernens ist dafür eine grundlegende Voraussetzung (vgl. S. 10).

Deshalb ist es das Ziel dieses umfassenden Studienbuches, für angehende Lehrpersonen aller Schulstufen, als Lern- und Arbeitsbuch zu dienen, und dazu die verschiedenen Ausprägungen und Bedingungen des komplexen Phänomens Lernen im Lichte lerntheoretischer Konzepte verständlich zu machen. Wer das Inhaltverzeichnis genauer ansieht merkt sofort, dass hier zwei Profis am Werk waren! Sämtliche Bereiche der aktuellen Lehr-Lernforschung, aber auch verschiedene Lerntheorien und deren Implikationen für die Praxis werden aufgeführt. Zudem werden auch Erkenntnisse der Pädagogischen Psychologie, der Kognitionspsychologie und der Allgemeinen Didaktik integriert. Die einzelnen Kapitel sind zudem sehr leser/-innenfreundlich und verständlich geschrieben. Deshalb scheint mir dieses Buch ein absolutes „Muss“ für jedes Bücherregal einer (angehenden) Lehrperson zu sein.

Quelle:
Escher, D. & Messner, H. (2009). Lernen in der Schule. Ein Studienbuch. Bern: hep.

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Aus aktuellem Anlass: 7. Februar 1971 | 2011

Frauen demonstrieren 1957 für ihr Stimmrecht. (Bild: Keystone/ Photopress)

Genau auf den Tag 40 Jahre ist es her, dass in der Schweiz das Frauenstimmrecht eingeführt worden ist. Ein historischer Tag! So schreibt die NZZ in ihrer heutigen Ausgabe auch:

Der Kampf der Frauen um das Stimm- und Wahlrecht war lang: Über hundert Jahre dauerte es vom ersten eingereichten Begehren, bis die letzte Schweizerin das Frauenstimmrecht bekam. Mehr als siebzig Jahre davon war die Hälfte der Schweizer Bevölkerung komplett vom Stimm- und Wahlrecht ausgenommen. Dann führten Vorstösse auf Gemeinde- und auf Kantonsebene allmählich doch noch zu einem Umdenken bei den Stimmbürgern.

Interessant ist, dass die Frauen schon im Jahre 1886 “ vergeblich “ ein Begehren eingereicht hatten. Im Jahre 1959 kam es zu einer ersten Abstimmung, welche abgelehnt wurde. Und erst am 7. Februar 1971 war es dann soweit: das Frauenstimmrecht wurde auf nationaler Ebene eingeführt!

Nachdenklich stimmt aus heutiger Sicht jedoch, dass gerade viele Frauen damals gegen die Einführung waren und mit grossem Einsatz dafür kämpften, dass die Vorlage abgelehnt werden würde.

Wer 30 Minuten Zeit hat, kann sich die heute ausgestrahlte Sendung „Kontext“ anhöhren: Weshalb die Frauen so lange auf Granit bissen (Zum Anhören auf das Bild klicken):

Demonstration anlässlich der Einreichung einer Petition für das Frauenstimmrecht 1929 in Bern. (Bild: Keystone / STR)

Und wer sein/ihr Wissen in Sachen Frauenstimmrecht testen will, findet hier ein Quiz des Tages-Anzeigers (ebenfalls aufs Bild klicken):

1947: Zwei Frauen amüsieren sich über ein Plakat in Zürich, auf dem die Ablehnung des Frauenstimmrechts empfohlen wird. (Bild: Keystone / STR)


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Praxisausbildung an Pädagogischen Hochschulen

Seit der Tertiärisierung der Lehrer/-innenbildung ist der Ruf, die Pädagogischen Hochschulen seinen zu „kopflastig“, immer wieder zu hören. So ist denn auch in der letzten Bildungs-Beilage der Neuen Zürcher Zeitung vom 19. Januar 2011, ein Artikel von Hans-Rudolf Schärer, Rektor der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz Luzern, zu lesen mit dem Titel: «Die schulische Praxis braucht ein Fundament». Schärer stellt sich darin den Vorwürfen einer politischen Partei in der Schweiz, welche in ihrem Positionspapier festhält, dass die Pädagogischen Hochschulen mit ihrer verakademisierten Lehrer/-innenausbildung das Praxisversagen vieler Lehrkräfte verstärken würden.

 

 

 

 

Bildquelle: NZZ [19.1.2011, S.9]

Nun können mit guten Gründen solche Vorwürfe für gut befunden werden 🙂 oder aber auch nicht :-(. Sicher können jedoch aussagekräftigere Urteile gefällt werden, wenn man sich etwas eingehender mit der Neupositionierung der Lehrer/-innenbildung, im Anschluss an die Überführungen der seminaristischen Ausbildungsgänge an Pädagogische Hochschulen, beschäftigt. Schärer zeigt in seinem Artikel auf, dass heutige Studierende 20-30% ihrer Ausbildungszeit direkt im Klassenzimmer verbringen (im Gegensatz zu den früher gängigen 12 bis 14 Wochen). Was bei einer zweijährigen Ausbildung „über den Daumen gepeilt“ aber in etwa gleich viel war 😉

Sicher am besten eingeführt in die Berufspraxis werden Studierende aber, wenn eine systematische Verknüpfung von Theorie und Praxis resp. von eigenen Praxiserfahrungen mit didaktischen Modellen und/oder erziehungwissenschaftlichen Thematiken stattfinden kann. Hier ist sicher der Ausspruch von Heinz Wyss “ welchen Schärer in seinem Artikel ebenfalls zitiert “, dass nämlich der Trank der Theorie dann zu vermitteln sei, wenn der Durst durch die Praxis entstehe, sehr treffend. Wann immer Studierende in der berufspraktischen Ausbildung an etwas «anstossen», das ihre Aufmerksamkeit erregt resp. sie herausfordert, dann kann eine Verbindung mit wissenschaftlich fundiertem Wissen die (Weiter-)Entwicklung der Berufskompetenz nur begünstigen. Zentral scheint mir hier, dass es dann auch möglich wird, nicht nur die eigenen Alltagstheorien (welche nicht per se falsch sein müssen!) durch die Praxis zu verstärken, sondern dass in genau solchen Momenten das noch taufrische Erfahrungswissen der Studierenden mit theoretischen Erkenntnissen ergänzt oder auch konfrontiert werden kann. Eine solche Verzahnung von Theorie und Praxis (vgl. dazu auch Stadelmann, 2006) wird aber nur dann möglich, wenn sich die berufspraktische Ausbildung zukünftiger Lehrpersonen an beiden Seiten orientiert: an der gelebten Praxis und an fundiertem theoretischem Wissen resp. aktuellen empirischen Forschungsresultaten. Dass dies den Pädagogischen Hochschulen heute sehr gut gelingt, ist nicht nur berechtigte Hoffnung, sondern hoffentlich auch gelebte Realität.

Quelle:

Stadelmann, M. (2006). Differenz oder Vermittlung? Eine empirisch-qualitative Studie zum Verhältnis von Theorie und Praxis in der Ausbildung von Lehrkräften für die Primar- und Sekundarstufe I. Bern: Haupt.

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Drei Buchtipps der Neuen Zürcher Zeitung

In der heutigen Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) finden sich drei Buchtipps zum Internetzeitalter. Alle drei Bücher widmen sich den Versprechen, Hoffnungen und Gefahren, welche das Internet mit sich bringt. Nur schon das Bild im Artikel ist ansprechend: Die Visuallisierung des Quellcodes der Yahoo-Webseite mit der Frage verbunden: Ist die Freiheit in der elektronischen Wolke grenzenlos?

 

Bildquelle:

NZZ vom 28.12.2010 (S. 41), Christian Rekoff / Science Photo Library / Keystone

Justus Wenzel stellt im Artikel dann die folgenden drei Bücher vor:

  • Nicholas Carr: Wer bin ich, wenn ich online bin, und was macht mein Gehirn sol lange? Wie das Internet unser Denken verändert. München: Verlag Carl Blessing.
  • Viktor Mayer-Schönberger: Delet. Die Tugend des Vergesssens in digitalen Zeiten. Berlin: Berlin University Press.
  • Jaron Lanier: Gadget. Warum die Zukunft uns noch braucht. Berlin: Suhrkamp-Verlag.

Bei der ersten Buchbeschreibung von Wenzel interessant fand ich den Gedanken, dass das menschliche Gehirn ja nicht linear arbeitet, sondern vernetzt und assoziativ und deshalb das computergestützte Lesen mithilfe von Hyperlinks das Lesen erleichtern und das „Leseerlebnis“ bereichern würde. Carr argumentiert, dass Letzteres wohl der Fall sein werde, Ersteres jedoch “ wie Untersuchungen zeigen “ nicht. Denn Probanden, die eine Geschichte in herkömmlichem „linearen“ Textformat lesen, sind nicht nur schneller, sondern sie begreifen auch das, was sie gelesen haben markant besser. Interessant wäre hier zu wissen, ob dies auch für das lineare Lesen am Computer gilt? Viele Fachtexte lese ich mittlerweile am Bildschirm und frage mich manchmal ebenfalls, ob ich sie genau so gut verstehe wie wenn sie ausgedruckt vor mir liegen?

Beim zweiten Buch erinnert der Autor (Mayer-Schönberger) angesichts der Gefahren der automatisierten Datenspeicherung an die „Tugend des Vergessens“. Es geht es darum, dass das Erinnern resp. das Speichern unaufwendiger und billiger geworden ist in Zeiten des Internets als das Vergessen. Er schlägt vor, dass alle Informationen, die in das digitale Gehirn aufgenommen werden, mit einem Verfalldatum versehen sind resp. sein müssen. Spannder Gedanke 😉 Ob sie sich dann irgendwann in elektronischen Staub auflösen?

Im dritten Buch schreibt Jaron Lanier ein Essay über den Zustand der real existierenden „virteullen“ Welt. Hier scheint mir der Gedanke anregend, dass die Idee des frei vernetzten, kreativen Individuums and die neuen, tendenziell totalitären Kollektive und „Schwärme“ verraten werde. Gemeint sind wahrscheinlich „Schwärme“ wie Facebook und Co. und tatsächlich ist dies ein nachdenklich stimmender Gedanke: Sind die sozialen, digitalen Netzwerke in der Tendenz totaliär ausgerichtet und lassen sie den einzelnen Mitgliedern Freiheit und Kreativität?

Der ganz Artikel von Uwe Justus Wenzel kann hier gelesen werden. Die obigen Ausschnitte stammen aus diesem Artikel.

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Coaching und Meer

Schneestrand

Vom 6.-8. Dezember 2010 fand eine Tagung über Coaching und Hochschule unter dem Motto Coaching und Meer in der Akademie am Meer auf der Insel Sylt an der Nordsee statt. Organisiert wurde die Tagung von der TU Braunschweig und moderiert von Dr. Jochen Spielmann. Bereits im Vorfeld wurde rege auf dem eigens für die Tagung eingerichteten Blog diskutiert.

Obwohl die Reise aus Zürich (ich war die einzige Teilnehmerin aus der Schweiz unter lauter Deutschen) doch ziemlich aufwändig war, hat sich der Besuch der Tagung aus meiner Sicht gelohnt. Gerne berichte ich an dieser Stelle einige ausgewählte Beiträge.

Am Montagabend berichtete Margitta Holler über Coaching-Formate an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW). Das vom Stifterverband für Deutsche Wissenschaft und der KMK im Rahmen des Wettbewerbs für Exzellente Lehre über drei Jahre finanzierte Projekt an der HAW Lehren lernen “ Coaching für Lehrende zur nachhaltigen Verbesserung der Lehre wurde für neuberufene Professorinnen und Professoren konzipiert. Seit einigen Jahren bietet die HAW für alle Neuberufenen ein verbindliches hochschuldidaktisches Workshop-Programm zum Erwerb methodisch-didaktischer Kompetenz an. Zu diesen Kursen kommt jetzt neu ein Einzel-Coaching (ebenfalls verpflichtend für alle Neuberufenen) dazu. Diese Coachings werden von professionellen, externen Coachs angeboten, die in Hospitationen und Beratungsgesprächen individuell auf Bedürfnisse und Wünsche der Lehrenden vor dem Hintergrund studentischer Lehrevaluationen eingehen können. Ziel ist, dass 24 Professorinnen und Professoren sechs Mal innerhalb eines Jahres beraten werden. Zu diesen verbindlichen Einzelcoachings sieht das Programm als Ergänzung für erfahrene Lehrende auf freiwilliger Basis ein Team-Coaching vor. Hier haben acht erfahrene Professorinnen und Professoren pro Fakultät die Möglichkeit, unter Anleitung eines Coachs über verbesserte Lehr-Lernmethoden und deren Anwendung nachzudenken. Zusätzlich hospitieren sie sich gegenseitig bei Lehrveranstaltungen und werten die Erfahrungen miteinander aus. Das Angebot scheint bisher gut anzukommen. Sicher fragen kann man sich, ob ein verbindliches Angebot immer seine eigentliche Intention erreichen kann. Zudem frage ich mich, ob Professorinnen und Professoren, welche in ein Coaching gehen müssen, wirkliche genügend motiviert sind, sich auch auf einen Prozess einzulassen? Ebenfalls kann man sich fragen, weshalb nicht auch Lehrbeauftragte und Privatdozierende profitieren können? Jedenfalls kann man schon heute auf die Evaluation des Projektes gespannt sein!

Am Dienstagvormittag berichtete Dr. Edith Kröber vom Zentrum für Lehre und Weiterbildung der Universität Stuttgart in der Fachgruppe Coaching als Gegenstand von Forschung Ergebnisse ihrer Dissertation. Thema derselben sind Veränderungen von Lehrkonzeptionen durch hochschuldidaktische Weiterbildungen. Interessant war die Präsentation der Grid-Methode, ein Verfahren, mittels welchem sie in strukturierter Art und Weise die Lehrkonzeptionen von Hochschullehrenden vor und nach der Absolvierung von hochschuldidaktischen Workshops erheben konnte. Die Software wurde von Prof. Dr. Martin Fromm entwickelt und kann auch gekauft werden. Ich könnte mir durchaus vorstellen, mit interessierten Personen mittels dieser Methode deren Lehrkonzeptionen sichtbar und dadurch “ falls erwünscht “ auch veränderbar zu machen.

Am Dienstagabend stellte ich selber das Modell des Fachspezifisch-Pädagogischen Coachings (Staub, 2001; West & Staub, 2003) vor. Dieses “ für die Weiterbildung von Lehrpersonen entwickelte Modell “ sieht eine Unterstützung derselben in der Planung, Durchführung und Reflexion von Unterricht vor. Der Coach (eine Person, welche über eine ausgeprägte Fachexpertise und über elaboriertes allgemein-didaktisches Wissen verfügt), begleitet eine Lehrperson in einem bestimmten Fachbereich und das Coaching hat das Ziel,  die allgemeindidaktischen Reflexionsstrategien und das fachspezifisch-pädagogischen Wissen der gecoachten Lehrperson zu fördern. Bezüglich einer Übertragung auf die Hochschulstufe stellen sich jedoch einige Fragen: An den Universitäten sind die Dozierenden selbst Träger ihres Fachwissens, welches oft durch eigene Forschung hervorgebracht wird. Eine andere Person zu finden, welche über mehr Fachwissen verfügt ist eigentlich unmöglich. Trotzdem ist die Überlegung, ob nicht auch fachliche Coachings produktiv sein könnten, bedenkenswert. Genutzt werden könnten beispielsweise zwei Köpfe: eine Person aus der Hochschuldidaktik mit breitem allgemeindidaktischen Wissen und eine Person aus dem Fachbereich könnten gemeinsam ein solches fachspezifisch-pädagogisches Coaching durchführen. Oder eine Gruppe von interessierten Dozierenden an einem Institut könnten sich im Rahmen von kollegialem fachspezifischem Lehrcoaching gegenseitig coachen und von einer hochschuldidaktisch versierten Person Unterstützung erhalten. Dies im Sinne des Aufbaus und der Pflege einer wertschätzenden und sich wechselseitig unterstützenden Lehr-Lernkultur am Lehrstuhl.

Die Tagung hat sich “ wie eingangs beschrieben “ trotz der langen Anfahrtszeit für mich gelohnt. Ich konnte viele Anregungen bekommen und einige sehr interessante Gespräche führen. Besten Dank an die Organisatorinnen und Organisatoren!

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